05.01.22 - Weiterfahrt nach Hurghada
Nach einer weiteren ruhigen Nacht in meinem Einzelzimmer wachte ich heute leider schon vor sechs Uhr auf, auch wenn der Wecker erst um 7 klingelte. Mein Handy begrüßte mich mit der freudigen SMS meines ägyptischen Netzbetreibers, ich hätte mein Datenvolumen verbraucht. Nach der Berechnung meines Handys kann das eigentlich noch lange nicht sein, aber super, wo ich doch später ein Uber buchen wollte…
Ich packte meine Sachen und ging nach oben zum Frühstück. Heute war ich da wohl die allererste. Danach machte ich mich gemütlich gar fertig und lief um kurz vor acht zum Bus. Der fuhr kurz nach 8 gleich um die Ecke. So eine zentrale Lage hat schon was. Es war wieder Go-Bus, mit dem ich auch gestartet war. Dieses Mal angeblich Deluxe, davon merkte man aber recht wenig. Genauso eng, vielleicht einen ticken moderner als der erste, aber die Sitze zerfielen teils auch schon. Zugfahren ist in Ägypten die eindeutig bessere Option, geht aber nur entlang des Nils.
Mit dem Zug hatte dieser Bus nur eines gemeinsam, er war unglaublich langsam. Für die ersten 60km brauchten wir schon fast zwei Stunden, dabei sollten wir doch nach vier Stunden in Hurghada ankommen. Klar, dass das nichts wurde, geschlagene fünf Stunden brauchte die Kiste. Somit war der einzige Transport, der keine Verspätung hatte, der einzige, der sie gerne hätte haben können, nämlich der Nachtbus, der mich schon um fünf früh ausspuckte.
Dieses Mal war ich übrigens bestens vorbereitet: Leggins unter der Hose, Jacke, Schlafsack und dicke Socken an Bord. Klar, es war so warm, dass ich im T-Shirt da saß… Als wir in Hurghada einfuhren und am Flughafen vorbeifuhren, wurde ein Großteil meiner Mitreisenden (fast nur Russen) unruhig. Offensichtlich mussten sie ihren Flug bekommen und wollten irgendwo vorm Ziel aussteigen. Das ist auch schon selten bescheuert, wie kann ich in einem Land wie hier davon ausgehen, dass Busse pünktlich sind, und meinen Rückflug darauf abstimmen??? Ich meine, wir hatten ja nur eine Stunde Verspätung, einen solchen Zeitpuffer plane ich ja selbst in Deutschland schon fast ein…
Ich stieg jedenfalls ganz entspannt aus und checkte Uber. Whatsapp hatte unterwegs auch noch funktioniert. Und für den Notfall hatte ich mit Fake-GPS schon mal den Uber-Preis ermittelt, damit hätte ich eine bessere Verhandlungsbasis mit eventuellen Taxifahrern gehabt. Aber das Internet funktionierte einwandfrei und ich bekam das schnellste Uber aller Zeiten, bei Buchungsbestätigung war der Fahrer 30m von mir entfernt. Für gut einen Euro brachte er mich die zweieinhalb Kilometer bis zu meinem Hostel.
Ich checkte ein, erkundigte mich nach Tauchoptionen und bekam auch hierfür direkt die perfekte Lösung: Morgen und übermorgen jeweils eine Tour mit zwei Tauchgängen, Abholung am Hostel, Mittagessen und allem, was man sonst so braucht. Für jeweils 50€ klingt das nach einem unschlagbaren Angebot.
Somit war mein Plan für den heutigen Tag abgearbeitet. Ich packte meine Sachen aus, schwang mich gutgläubig in meinen Bikini und ließ mir den Weg zum nächsten Strand weisen. Naja, toll ist anders, aber Strandwetter ist auch anders. 50 Pfund Eintritt waren für das abgeranzte Angebot an Liegen schon ziemlich unverschämt und die Strandbar wurde wohl gerade renoviert. Aber egal. Ich legte mich erst in den Sand und später auf eine Liege, es war echt frisch von unten. Um mich rum ein paar normale Einzelreisende und dann die Version „gealtert, wenig hübsch, weiblich“ zusammen mit „jung, ägyptisch, braucht Geld“. War schnell klar, was da Sache war. Wobei die Jungs echt fit waren, sie sprachen fließend russisch, wie es schien…
Ich blieb ne Zeit lang auf meiner Liege, wobei nicht wirklich im Bikini, im Gegenteil. Am Schluss mit Pulli und Socken… Aber immerhin war es ruhig und ich konnte etwas lesen. Gegen halb vier reichte es mir aber und ich lief in die nahegelegene Hurghada Marina. Der Touri-Stripe schlechthin, man kommt nur durch ein Tor rein, Locals müssen vermutlich zum Großteil draußen bleiben. Und damit vermutlich sogar noch eine Steigerung zu Cancún. Ein Restaurant am nächsten, auf der anderen Seite Jachten und Touri-Boote. Ein einziges Restaurant hatte eine ägyptische Speisekarte, dort wollte ich dann später essen, vorher ging es aber zum einzigen Platz, wo noch etwas Sonne schien. Das ist hier mal der nächste Nachteil im Winter, ab vier ist fast überall Schatten…
Am Platz meiner Wahl genoss ich also die letzten Strahlen und dazu einen guten, wenn auch teuren Cappuccino.
Dann ging ich ins Nubian Sky zum Abendessen. Es war zwar erst
fünf, aber soviel hatte ich heute ja mal wieder noch nicht bekommen. Das Essen
(Baba Ganoush, Gemüse-Tajine und Mangosaft) war lecker, für den Preis hätte ich
in Kairo aber wahrscheinlich 5-6 Mal essen gehen können (es waren vielleicht so
13€).
Gestärkt lief ich noch einmal zickzack durch die Straßen, die zum Großteil recht ausgestorben sind. Ausnahme ist nur die Hauptstraße, an der auch mein Hostel liegt, sowie eine unbefahrene breite Seitenstraße, die wohl die Fußgängerzone bildet. Alles voll mit Shops, internationalen Restaurants und Russen. Selbst die Geschäfte sind oft russisch beschildert. Ansonsten fühlt man sich wie in Asch auf dem Fidschi-Markt, es gibt alles zu kaufen und das überall, vom NewYorker über Aldi und Obi, nichts, was es nicht „gibt“.
Ach doch, ein gemütliches Café, das nach türkischem Kaffee und Shisha aussah, das fand ich nicht. Also lief ich zurück in mein tolles Hostel, dort ist es ja auch gemütlich. In meinem Dorm traf ich auf zwei weitere Deutsche, die gestern erst angekommen sind und ihre Rundreise also erst starten. Ich versorgte sie mit einigen Infos, dann verschwand ich unter die tollste Dusche. Sauber und zufrieden schnappte ich mir mein Notebook, mit dem ich jetzt im Wohnzimmer sitze. Dummerweise gibt’s mindestens ein Moskito, weshalb ich nun Leggins plus Hose anhabe…
So, jetzt ist es halb 9 und der Blog ist fertig. Damit werde ich dann in den Chill-Modus übergehen. Morgen werde ich ganz entspannt erst um halb 9 zum Tauchen abgeholt, somit bleibt sogar noch Zeit fürs Frühstück davor. Mal sehen, ich bin echt gespannt, ob das Rote Meer hier wirklich so überragend ist wie alle behaupten. Die GoPro ist jedenfalls voll aufgeladen.
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