04.01.22 - Und noch mehr alte Steine...

Die letzte Nacht war definitiv die beste der ganzen bisherigen Reise. Zum Glück habe ich mich auf keinen Deal mit Zimmertausch eingelassen! Ich war schon vor 10 weg und hab dann bis 6 quasi durchgeschlafen. Und als ich dann das nächste Mal auf die Uhr gekuckt habe, wars fast 8, das ist für mich ja richtig lang!

Ausgeruht und voller Energie ging’s zum Frühstück nach oben. Gegen neun war ich dann startklar, schnappte mir mein Fahrrad und radelte die kurze Strecke zum Luxor Tempel. Der Parkplatz war vielversprechend leer und der Zustand hielt sich auch innen weitgehend. Meine Kamera wurde als zu klein erachtet, um extra zu kosten.


Der Tempel besticht durch seine riesigen Säulen und die ebenso großen Statuen von irgendeinem Ramses. Ich glaube, dieses Mal der zweite. Man verliert hier leicht den Überblick. Und entweder waren die Steinmetze nicht so gut oder die schauen sowieso alle gleich aus… Übrigens liegt auch hier ein ganzer Haufen an Steinen, die wohl niemand so recht zuordnen kann.


Und dank der doch noch recht frühen Stunde war das Licht einfach perfekt. Das ist definitiv ein Vorteil, wenn die Sonne nur so kurze scheint, über weite Phasen hat man das perfekte Licht. Vorausgesetzt, man will auch in die richtige Richtung fotografieren.


Vor dem Luxor Tempel beginnt die Sphinx-Avenue. Die verläuft etwa 3½ Kilometer schnurgerade (glaube ich) bis zum Karnak Tempel und war wohl durchgehend mit Sphinxen gesäumt. Mit einem Abstand von vielleicht 10m kann man sich ungefähr ausrechnen, wie viele hierfür gebaut werden mussten. Zum Glück nicht ganz so groß wie die in Giza…

Als ich alles gesehen hatte, stieg ich aufs Rad und radelte dieses Mal direkt an der Nil-Promenade entlang zur Fähre. Der Ticketverkäufer war heute wohl in Touri-Verarsch-Laune. Er wollte mir 10 Pfund abknöpfen, das Fahrrad würde nämlich extra kosten. Danach versuchte er es mit 10 Pfund, die Rückfahrt wäre eingeschlossen. Ja nee, ist klar! Nach etwas Arbeit bekam ich mein richtiges Wechselgeld und konnte an Bord.

Auf der anderen Seite konnte ich heute völlig routiniert starten und radelte erstmal in Richtung Ticketschalter. Unterwegs stoppte ich nochmal an den Memnon-Kolossen, heute stand nicht ein einziger Bus davor und vor den Kolossen auch keine fünf Touristen.

Auch am Ticketstand war nix los, dafür war ich wohl schon wieder zu spät dran. Ich deckte mich mit viererlei Tickets ein und radelte dann zum einzigen Ort, bei dem man nochmal ein eigenes Ticket brauchte, das Tal der Königinnen. Hier war meine Kamera dann zu groß. Sie hätte 300 Pfund gekostet (bei 100 Pfund Eintritt…) Handys waren natürlich wieder erlaubt. Die Logik verstehe, wer will.

Dieses Tal ist deutlich weniger besucht als das der Herren, die Gräber sind auch deutlich weniger und wesentlich kleiner. Sehr typisch. Mit mir war hier wohl nur eine Busladung Russen, denen ich aber gut aus dem Weg gehen konnte. Das Grab von Nefertiti (Nofretete) war mir mit 1000 Pfund deutlich zu teuer (genau wie Tutanchamun gestern), mir reichten die drei anderen, die man betreten durfte. Bei Titi, der einzigen Frau, war fotografieren verboten, bei den beiden anderen war es erlaubt.

Beides sind die Gräber von jung gestorbenen Söhnen von Ramses III. Was die hier zu suchen haben, weiß ich nicht. Waren aber ganz hübsch, gut erhaltene Bilder und kräftige Farben.

Und dann ist mir was aufgefallen, was ich schon immer mal wieder gesehen hatte: Die haben alle zwei linke Hände! Ok, je nach Wandseite und Richtung auch zwei rechte, aber definitiv immer zwei gleiche! Ob das einen Grund hat oder ob die Maler genauso untalentiert waren wie die Steinmetze, weiß ich nicht, aber das System zog sich durch alle weiteren Bilder, die ich heute sah…

Nachdem ich von Leichenkellern genug hatte, radelte ich zum nächsten Tempel, Medinet Habu. Gegenüber war ein vom Lonely Planet empfohlenes Restaurant, vor dem ich mein Fahrrad abstellte und nach wenigen Worten auf Englisch mit einem schwäbischen Deutsch begrüßt wurde. Die Chefin, etwas jünger als ich, ist in Deutschland aufgewachsen. Mein Rad war also in guten Händen und ich ging zum Tempel.

Hier schien mein Foto kein Problem zu bereiten. Ich versuche immer, ihn gleich am Anfang ganz offensichtlich zu benutzen, wenn dann keiner schreiend angerannt kommt, sollte alles passen. Auch dieser Tempel war wunderschön, doch ich muss zugeben, langsam bin ich in dem Modus „kennste einen, kennste alle“. Ob den jetzt Ramses der so-und-so-te oder ein anderer gebaut hat, meist hatten eh einige ihre Finger im Spiel.

Oder auch nicht ihre Finger, die haben die sich ja nicht selbst schmutzig gemacht. Und die Arbeiter haben – aus meiner Sicht – über die Jahrtausende auch tendenziell ähnlich gebaut. Ich erkenne da keine verschiedenen Dynastien. Vielleicht hätte ich doch mal einen Guide nehmen sollen, ich Kunstbanause 😂 So hörte ich wieder ein paar Brocken verschiedener Guides, hier waren gerade nur Spanier unterwegs.



Nachdem ich jede Hieroglyphe gesehen und jede Säule umrundet hatte, ging ich zurück ins Maratonga. Ein schöner, gemütlicher Rückzugsort, abseits der aufdringlichen Verkäufer und des allgemeinen Chaos. Ich bestellte Zitronen-Minz-Limo und Gemüse-Tagine, von der fast deutschen Chefin persönlich zubereitet. Super lecker und reichlich, denn dazu gabs noch Salat, Brot und Hummus. Danach noch einen Cappuccino und etwas Kindle-Time. Solche Restaurants oder Cafés gibt’s hier eindeutig zu wenig, gemütliches Rumsitzen machen die hier nur mit Shisha und türkischem Kaffee halb auf der Straße sitzend. Und das auch nur die Männer.

Gegen halb 3 war ich wieder abfahrbereit, zwei Punkte standen noch auf der Tagesordnung. Zunächst ging es gut einen Kilometer weiter die Straße lang zu den „Tombs of the Nobles“. Also keine Königsgräber, aber doch recht prachtvolle unterirdische Gemäuer. Hier ist das gar nicht so einfach, denn man muss sich vorab dafür entscheiden, in welche man möchte. Ich entschied mich für zwei Gruppen, die im Lonely Planet empfohlen wurden, insgesamt bekam ich damit fünf Gräber zu sehen.

Ich stellte mein Fahrrad ab, wimmelte den ersten Typen ab, der darauf bestand, kein Guide zu sein, aber dafür trotzdem natürlich bezahlt werden wollte. Hier ist überhaupt nichts los, bis auf die Grabwächter, die vor ihren Gräbern sitzen und auf Beute lauern. Denen kann man kaum entkommen, denn sie öffnen die Türen und dann wollte ich auch nicht sagen, bleib draußen, ich komme allein klar 😉

Die „Führung“ war dann immer auch ganz putzig (ich hatte zwei verschiedene „Guides“), mir wurde immer das gezeigt, was derjenige auf Englisch eben sagen konnte. Verständlich war das auch nicht immer, aber in Verbindung mit dem, was ich sah, konnte man vieles erahnen.

Hier war die Kamera wieder verboten, v.a. außen. Innen war mit Bakshish gar nichts ein Problem und ich wurde fast schon gezwungen, Fotos zu machen und irgendwelche Absperrungen zu übertreten…

Das letzte Grab konnte ich dann ganz alleine erstürmen, die Tür stand offen und niemand war in Sicht. Toll!

Ein paar Meter weiter erwartete mich die letzte Sehenswürdigkeit, das Ramesseum. Das hatte ich zusammen mit zwei Franzosen ganz für mich allein. Etwas weniger beeindruckend als manch anderer Tempel, aber das wurde durch das Fehlen von Touristen und Verkäufern und das tolle Licht voll und ganz wieder ausgeglichen.


Genau hinkucken, der Felsbrocken, vor dem ich stehe, ist der Kopf von irgendeinem Ramses! Hier stand wohl auch so ein Koloss, das ist der Rest, echt beeindruckend, die Größe (ursprünglich wohl 18m hoch).



Danach reichte es definitiv, ich habe echt genügend Tempel, Gräber und Steinhaufen gesehen, in den letzten Tagen. Ich radelte zurück und machte zur Abwechslung mal noch ein paar Fotos von der Natur selbst. Dank vieler Kanäle kann hier relativ weit vom Fluss entfernt noch einiges angebaut werden.


Die Fähre zahlte ich dieses Mal passend und es war überhaupt kein Problem. Ich kam genau rechtzeitig zum Sonnenuntergang, also gegen fünf Uhr zurück. Und der war heute richtig toll, nicht so diesig wie vor zwei Tagen. Gestern hab ich ihn irgendwie komplett verpasst.

Danach radelte ich zum Hostel und stellte mein Bike ab. Mein Hintern war dann doch recht froh über diese Entscheidung… Ich ging in mein chaotisches Einzelzimmer, beförderte mich aufs Bett und die Fotos auf den Computer. Nach etwas Relaxen packte ich dann das Notebook ein und lief nochmal los, in ein Café, das ich auf der Heimfahrt entdeckt hatte. Viel Hunger hatte ich nach meinem üppigen Mahl nicht, aber das Café hatte vielversprechende Süßspeisen auf der Karte. Ich wurde auch nicht enttäuscht, es gab Cappuccino und Snickers-Kuchen, sehr lecker. Dazu einen Tisch, um bequem und ungestört Blog schreiben zu können.

Jetzt ist es 7 und ich bin damit fertig. Hochgeladen wird das Ganze dann später im Hostel. Morgen fahre ich dann früh zu meinem letzten Stopp, Hurghada. Hoffentlich ist es dort nicht allzu kalt, vorhin habe ich erfahren, es hat dort vor wenigen Tagen geschneit!!! Ich will ja gar nicht unbedingt am Strand rumliegen, aber wenn’s nicht allzu eisig wäre, wäre das zum Tauchen auch ganz nett…

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