03.01.22 - Tal der Könige und noch viel mehr alte Steine

Heute Nacht schlief ich ziemlich gut, es war einfach mal schön, sein eigenes Reich zu haben. Dementsprechend hab ich mich hier auch ausgebreitet… Um 7 klingelte der Wecker, da war ich aber schon eine Stunde wach. Ich zog mich an und ging nach oben auf die Dachterrasse zum Frühstück. Selbstgebackenes Brot, ein leckerer Bohnendip, Obst und Tee. Danach machte ich mich fertig und wollte mir mein Fahrrad holen. Da meinte Abdu (so heißt der Hosteltyp) auf einmal, ob ich nicht doch das Zimmer wechseln könnte, er wäre überbucht. Boah, ganz ehrlich… Nein! Sorry, da pack ich wieder ne halbe Stunde, so wie es hier aussieht, ist ja nicht so, dass ich nicht genau das bekommen habe, was ich auch gebucht habe… Ganz davon abgesehen, dass ich ja zügig loskommen wollte, bevor es auf der Westseite zu voll wird (haben wir gelacht, siehe unten…).

Ich schnappte mir also das Rad, wollte ein MTB werden, man hat nur die Schaltung vergessen, und radelte zur Fähre. Die ist hier deutlich größer als in Assuan, zweistöckig, aber wenn man sich nicht abzocken lässt, kostet auch sie 5 Pfund. Dafür muss man etwas länger warten, denn sie fährt erst los, wenn sie halbwegs voll ist. Das ging dann aber auch recht schnell und so stand ich um halb 9 am gegenüberliegenden Ufer.

Gestern Abend hatte ich noch recht lange herumüberlegt und recherchiert, wie ich es am geschicktesten angehe. Das Problem ist nämlich, dass man für die meisten Sachen die Tickets an einem gemeinsamen Schalter kaufen muss. Nur ein paar haben ihren eigenen Ticketverkauf. Zum Tal der Könige konnte ich aber 2km abkürzen, wenn ich erst später zum Hauptschalter fahren würde. Auch zeitlich war das Ganze schwer abzuschätzen, das Tal der Könige wollte ich keinesfalls verpassen und somit entschied ich, dort anzufangen.

Laut Reiseführer muss man sich auf einen steilen Anstieg dorthin gefasst machen. Na, den hat wohl ein Norddeutscher geschrieben. Auch ohne Schaltung war die Steigung gut zu schaffen, runterwärts musste ich sogar immer wieder etwas treten… Die Straße dorthin ist ein perfekt asphaltierter Highway, der volle Wahnsinn.

Mein Fahrrad stellte ich unter Polizeischutz ab, dann überquerte ich den echt vollen Parkplatz. Wie überall wird man direkt durch die Verkaufsstände geschleust, keine Möglichkeit, das zu umgehen. Dann gings durch die Sicherheitsschleuse und zu den Ticketschaltern. Das ist dann gar nicht so einfach, es gibt eine Schlange fürs normale Ticket, eine für diverse Zusatztickets – ich gönnte mir das Grab von Ramses V und VI, Tutenchamun kostet fast 50€ mehr – und eine für das Taftaf, eine kleine Bahn für fußkranke Touristen. Die fährt wahrscheinlich keine 500m, auf dem Rückweg hab ich aufgepasst, gemütlich laufend war ich zeitgleich mit anderen Leuten wieder unten.

Dort, wo die Bahn endete, musste man seine Kamera abgeben (im Nachhinein betrachtet wäre sie im Rucksack auch niemandem aufgefallen), denn fotografieren ist mal wieder nur mit Handy erlaubt. Die Logik muss man halt echt nicht verstehen. Dann war ich also endlich im Tal der Könige. Das hatten sich die alten Pharaonen als letzte Ruhestätte ausgesucht, weil es hier so schön ruhig ist. Äh war, jetzt ist die Hölle los. Und dabei war es erst halb 10, wo doch die Tourbusse vom Roten Meer angeblich erst noch später kommen. Aber vermutlich ist hier inzwischen von früh bis spät ein Gerammel, Corona hin oder her.

Ich checkte zunächst mal die Lage. Im Ticket sind drei Gräber inklusive, die man aus etwa 8 auswählen kann. Denn die Gräber sind nicht immer alle geöffnet, um ihnen etwas Ruhe und Schutz zu bieten. Nur die, die man extra zahlen muss, haben natürlich immer offen. Mit Hilfe des Lonely Planets traf ich also eine Auswahl. Als erstes besuchte ich Ramses III. Sein Grab gilt als eines der schönsten und es war auch wirklich toll. Und genauso voll. 


Wobei man hier eigentlich nur den sehr langen verwinkelten Gang bis vor die eigentliche Grabkammer gehen kann, die selbst existiert nicht bzw. ist nicht zugänglich. Aber die Wandmalereien sind echt schön, wenn man sich vorstellt, wie lange die Farbe da schon an der Wand ist..


Danach lief ich zu ein, zwei Gräbern, die heute geschlossen hatten. Und wie zu erwarten, kaum hatte ich den Hauptweg hinter mir gelassen, war ich teils komplett alleine. Und da konnte das Tal dann auch seine Wirkung entfalten, es strahlt schon etwas Kraftvolles, Erhabenes aus. 


Als nächstes besuchte ich das Doppelgrab von Tausert und Setnakht, einer der wenigen Frauen, die hier ruhen. Vielleicht nicht das schönste, aber dafür ziemlich leer. 


Dann ging es zum Highlight für mich, Ramses V und VI. Da es gut 5€ extra kostet (zu den gut 13€ normalem Eintritt), war es zumindest auch nicht ganz so voll. Hier ging es eine ziemlich steile und lange Rampe runter, die von unzähligen bunten und teils wirklich gut erhalten Bildern umgeben ist.



Übrigens könnte man ja wohl denken, dass es da drinnen angenehm kühl wäre, aber das Gegenteil ist der Fall. Kuschelig warm ist es, vermutlich wir einfach zu viel Körperwärme von außen rein gebracht. 


Das letzte Grab, das ich besuchte, war das von Merenptah. Das war relativ wenig besucht, aber verglichen mit den anderen auch nicht so überragend. Vielleicht hätte ich mich stattdessen doch für Ramses I. entscheiden sollen. 
Nach etwa zwei Stunden in und zwischen Gräbern machte ich mich wieder auf den Weg nach draußen. Ich holte mein Fahrrad und rollte den Hügel hinunter und zurück zur Hauptstraße. Dort wollte ich eigentlich einen Stopp im Haus von Howard Carter einlegen, das ist der Archäologe, der vor genau 100 Jahren das Grab von Tutanchamun gefunden hat, das Grab, an dessen Existenz kaum mehr einer geglaubt hatte und das auch den Grabräubern entgangen ist. Dort ist diese Grabkammer nämlich bis ins kleinste Detail exakt nachgebaut worden. Doch leider gilt die Sache mit den zentralen Tickets auf fürs Museum. Schade...


Daher ging es auf direktem Wege weiter zum Tempel von Hatshepsut. Der ist zwar zu einem großen Teil nicht mehr original, aber deswegen nicht weniger beeindruckend. Die Felswand dahinter ist etwa 300m hoch, was in etwa die Dimensionen erahnen lässt. Auch hier war ordentlich was los und auch hier konnte man die 500m bis vor der Haustür Taftaf fahren. Wie bescheuert! 


Als ich auch hier durch war, war es schon halb 2 und ich reif für eine Pause. Auf dem Weg zum Ticketschalter fand ich ein Restaurant, nichts besonderes, aber zumindest mit schöner Sitzmöglichkeit auf der Terrasse. Ich aß eine Kleinigkeit, schimpfte sich irgendwas mit Salat und trank ne kalte Cola, dazu gabs ne kleine Runde Kindle. Danach radelte ich zum Ticketschalter, wo um diese Zeit - inzwischen halb drei - auch nix mehr los war. 
Das einzige, was ich heute noch machen wollte, war Deir el-Medina, das sind die Ruinen der Stadt, in der damals die Arbeiter lebten, die die Gräber gebaut und gestaltet haben. Hier war es super ruhig, nur eine Handvoll andere Touristen. Dafür aber leider reichlich nervige Verkäufer, die hier überall rumlaufen können im Gegensatz zu den großen und geschlossenen Anlagen. 


Auch hier gibt es drei, wenn auch deutlich kleinere Grabkammern, durch die Eingänge muss man schon fast krabbeln. Von der Stadt stehen nur noch die Außenmauern und zu sehen gibt es wenig, aber es sieht doch recht nett aus. 


Nebenan liegt noch ein Tempel von Hathor,  innen auch recht schön dekoriert. 

Auf dem Rückweg stoppte ich dann nur für ein Foto der Kolosse von Memnon, hier komme ich aber morgen nochmal vorbei, vielleicht stehen dann auch weniger Busse davor...


Ich radelte die letzten Kilometer bis zum Fluss, wo die Fähre schon wartete. 

Gegen vier war ich zurück auf der Ostseite des Flusses und radelte zurück zum Hostel. Ich stellte das Rad ab, reservierte es mir für morgen (ich hab ja noch genug Zeit, um nochmal auf die andere Seite zu fahren) und ging mit Notebook auf die Dachterrasse, um die Fotos zu sichten und zu ordnen.

Gegen halb sechs überkam mich dann der große Hunger. Ich hatte ein Restaurant im Lonely Planet entdeckt, das nicht weit weg war und sehr empfohlen wurde. Und wirklich, das Essen war sehr lecker, wenn auch die vegetarische Auswahl nicht übermäßig groß war. Ich entschied mich für Linsensuppe und Kushari. Das ist etwas für Unentschlossene. Es besteht aus Reis, kleinen Nudeln, kurzen Spaghetti, gemischt mit Linsen und Kichererbsen, darüber eine tomatige Soße und Röstzwiebeln. Schmeckt nicht schlecht. Gut gestärkt gings zurück ins Hostel und unter die Dusche. Sauber krabbelte ich in mein Bett, um den Blog zu schreiben. Was jetzt um dreiviertel neun auch geschafft ist.

Jetzt werde ich noch etwas lesen oder so und keinesfalls alt werden. Waren trotzdem sicher um die 25-30km auf dem Rad plus ein paar weniger zu Fuß. Gute Nacht!

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