29.12.21 - Ägyptisches Museum und islamisches Viertel

Es war wieder unglaublich typisch, da konnte ich das erste Mal ausschlafen und klar, ich bin ständig aufgewacht und um kurz nach sechs ging gar nix mehr. Naja, egal, blieb ich halt mal wieder so noch ein bisschen liegen und checkte den Lonely Planet. Gegen halb 9 stand ich auf und ließ mir nochmal so ein leckeres Frühstück machen. An Falafel kann ich mich echt gewöhnen. Danach packte ich meine Sachen, stellte sie an der Rezeption ab und machte mich auf den Weg einmal über die Straße.

Ziel war das ägyptische Museum. Und das war ganz offensichtlich nicht nur mein Ziel. Busse über Busse drängten sich durch die Einfahrt und ich war versucht, direkt wieder umzudrehen. Nur wird das hier wohl kaum jemals besser. Also Augen zu und durch. Erste Sicherheitskontrolle schon vorm Parkplatz, die nächste nach dem Parkplatz, überall waren nur Russen um mich herum, hatte ich das Gefühl.

Dann zum Ticketschalter und zum nächsten Security-Check, wo ich direkt durchfiel, ich hatte nämlich die Gepäckaufbewahrung übersehen und dorthin musste meine Kamera. Schon lächerlich im heutigen Zeitalter, Kameras kosten, Handys nicht… Als ob das noch irgendeinen Unterschied macht. Also wieder raus und dann endlich rein.

Innen war es nicht weniger voll. Selbst in der Metro war es leerer. Ich fühlte mich ziemlich erschlagen, Artefakte über Artefakte, Särge und Leichen – eigentlich ziemlich makaber das Ganze. Das Museum gehört eigentlich auch selbst schon ins Museum, es ist über 100 Jahre alt und einige der Schaukästen sind das vermutlich auch. Dummerweise wurde danach noch ziemlich viel gefunden und das wurde dann eben einfach noch irgendwo dazwischen reingestopft.

Anhand der Menschenströme konnte man recht leicht erkennen, wo die Hauptsehenswürdigkeiten waren. Einen Guide brauchte man nicht wirklich, mit ausreichend Sprachkenntnissen konnte man auch so ein paar Infos abgreifen. Wobei, ganz ehrlich, so wichtig erscheint mir das jetzt nicht, ob ich weiß, was von welchem Pharao aus welcher Epoche stammt. Sorry Jungs, ihr seid allesamt ein paar tausend Jahre tot!

Tutanchamun ist eh der einzige dort, den man wirklich kennen sollte und dessen Grabkammer ist auch kaum zu übersehen. Genau wie die verschiedenen Sargopharke (wie schreibt man das denn?!?). Die erklärten auch die Unmengen an Russen hier, denn vermutlich haben die hiervon das Prinzip der Matroschkas geklaut! Einer steckt im nächsten.


Ich ließ mich dann einfach so treiben, ging in einige recht leere Räume, die auch nicht viel schlechter aussahen als die übrigen. Aber echt krass, das meiste, was hier so rumsteht, sind halt echt Särge und Mumien.



Gegen halb 12 hatte ich dann für meinen Geschmack genug gesehen, auch wenn man hier angeblich auch Tage verbringen könnte. Ich war froh, als ich wieder draußen im entspannend leeren Kairo mit seinen 20 Millionen Einwohnern und gefühlt 5 Millionen Autos war. Und in der Metro, mit der ich dann wieder Richtung islamisches Viertel fuhr. Es ging wie schon beim ersten Mal durch kleine Gassen – aber völlig andere – in Richtung mittelalterliches (touristisches) Viertel. Diesen Teil hatte ich beim ersten Besuch hier noch nicht so entdeckt.


Man fühlt sich wirklich ein bisschen zurückversetzt um einige Jahrhunderte, es hat schon viel von 1001 Nacht. Und sobald man einmal vom Hauptweg abbog, war man auch schon wieder weg von den ausgetretenen Touri-Pfaden.



Auf denen fand ich mich dann aber wieder, um etwas zu Mittag zu essen, es gab schon wieder Falafel. Super lecker und fluffig, dazu Tee. Aber schon zu eher touristischen Preisen (gut 5€).

Danach lief ich weiter in südliche Richtung und zu einer ziemlich großen Moschee, wo ich freundlich rein gewunken wurde. Man steckte mich in einen Rock, das Kopftuch wäre gar nicht nötig gewesen, aber auf die Maske wurde mal wert gelegt.



Danach bewegte ich mich in Richtung Zitadelle und kam langsam aber sicher in wirklich ärmere Viertel. Aber auch hier fühlte ich mich völlig sicher, wurde ständig mit einem Lächeln oder Winken begrüßt, einfach alle ganz herzlich hier.


Leider führte mich mein Weg nicht wirklich zum Ziel, der Weg zur Zitadelle von maps.me endete vor einem Gitter. Beim Versuch außenrum zu laufen landete ich dann auf einer mehrspurigen Straße und ich hatte keine Lust mehr, so gönnte ich mir für einen Euro ein Uber für die letzten Meter.



Die Zitadelle war das hier mit dem schlechtesten Preis-Leistungs-Verhältnis. Museum sowie Pyramiden kosteten 200 ägyptische Pfund, also etwa 11€, das Fort war mit 180 Pfund fast genauso teuer und bot deutlich weniger.

Es gab zwei Moscheen, eine davon aus Alabaster und schon sehr schick.


Und der Blick war schon wirklich gut, man konnte sogar ganz in der Ferne die Pyramiden sehen, obwohl es schon eher diesig war. Überhaupt, es war heute gar nicht so warm und fast so etwas wie bewölkt.

Als ich dann mit dem Uber zurück ins Zentrum fuhr, geschah das Unfassbare: Es nieselte! Ich ließ mich nahe des Tahrirplatzes absetzen und ging ins Cilantro, das ist quasi das ägyptische Starbucks. Aber deutlich günstiger. Es gab einen großen Cappuccino und einen leckeren Mango-Smoothie. Leider war die Klimaanlage aufgedreht und, obwohl ich schon in der Ecke saß, pustete sie ziemlich unfreundlich.

Gegen fünf lief ich dann wieder Richtung Hostel. Am Tahrir selbst war dann eine ganz komische Stimmung. Erst konnte ich es nicht einordnen, doch dann checkte ich es: Kein Verkehr! Der ganze riesige Kreisel war leer! Sekunden später wurde auch klar warum, es kam ein Polizeimotorrad mit Blaulicht und Sirene, gefolgt von einem Konvoi schwarzer Mercedes-Limousinen. Dann war es, als ob jemand wieder auf Play gedrückt hätte, der Verkehr rollte – von allen Seiten gleichzeitig – und jeder drückte wieder auf die Hupe.

Ich saß dann noch kurz im Hostel, quatschte mit einem Pakistani und zwei Brasilianern (der Hostelchef spricht auch portugiesisch) und zog die Fotos von Handy und Kamera auf den Computer. Gegen halb 7 startete ich dann endgültig. Und als ich das Hostel verlief, fiel ich echt vom Glauben ab: es regnete! Nicht stark, aber definitiv, da fiel Wasser vom Himmel! Bis zur Metro war es aber ja nicht weit und als ich am Bahnhof ausstieg, hatte es auch wieder aufgehört. Der Boden war aber eindeutig dunkel gefärbt.

Ich wurde gleich wieder abgefangen und zielgerichtet zu Gleis 8 geschickt. Der Zug sollte um dreiviertel 8 fahren, aber man sollte eine halbe Stunde vorher da sein. Logisch, kein Zug weit und breit. Kurz vor Abfahrt kam dann einer, der hatte aber definitiv keine Betten. Es stellte sich heraus, es war der, der um 7 fahren sollte. Kurze Zeit später kam dann der richtige und ich konnte einsteigen.

Touristen reisen hier in Zweierkabinen, man wird gleichgeschlechtlich zusammen gewürfelt. Meine Mitreisende ist aus England, wohnt aber in Kairo. Der Zug ist schon etwas älter, aber sauber und mit allem, was man braucht: Betten, Sitzplätze, Tisch und sogar ein Waschbecken mit Spiegel haben wir. Nur stammt er aus Zeiten, in denen man noch kein Handy geladen hat. Und einen persönlichen Steward haben wir auch. Gegen acht Uhr ging die Fahrt los und uns wurde das Abendessen versprochen. Während wir warteten, schrieb ich schon mal den Blog.

Das Essen hatte so Flugzeug-Style, war aber reichlich. Danach kam Sharif (?) wieder und baute mit einem Handgriff die Sitze unten zum Bett. Ich schlief oben, das ist logistisch einfacher, da die andere schon in Luxor ausstieg.

Gegen halb 10 krabbelte ich in mein Bett hoch und las noch etwas, bevor ich gegen 10 die Augen zumachte.

Comments

Popular posts from this blog

Fazit Sri Lanka

09.08.22 - Wilde Elefanten!!!

23.08.22 - Wandertag!