31.12.21 Must-see in Egypt: Abu Simbel
Gestern Abend hatte ich noch eine witzige Begegnung, denn ich rannte quasi in Girard aus Barcelona, der war der Vorbesitzer meines Bettes im Hostel in Kairo. Auch er war gestern angekommen. Außerdem Sean aus den USA, beide würden heute auf meine Tour mitkommen. Und es wurde noch witziger: alle drei Lehrer. Girard war im Sommer in Mexico und zur gleichen Zeit wie ich im Sabbatical, nur dass er in Indien gestrandet ist. Und er war in dem Hostel in Luxor, das ich auch gebucht habe. 🤣 Wir saßen noch eine Weile mit Seko, dem Hostelchef zusammen.
Die heutige Nacht war erwartungsgemäß kurz, aber ich schlief halbwegs gut. Es war erstaunlich kalt und laut Girard war das Zimmer voller Moskitos – vielen Dank an dieser Stelle fürs Absorbieren 😎 Ich hatte nur einen Stich, aber ich war auch bis zur Nasenspitze unter meinen Decken vergraben.
Um halb 4 klingelte der Wecker und wenige Minuten später standen wir alle vor der Tür. Wir liefen zum Fähranleger, wo unser privater Bootsfahrer schon auf uns wartete, um uns zum Festland überzusetzen. Dort mussten wir dann noch eine ganze Zeit lang warten, der Bus kam erst um halb 5, war ja klar. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so happy sein würde, dass ich meine Daunenjacke eingepackt habe. In Ägypten! Der Bus war so arschkalt, trotz Jacke und Tuch über den Beinen wars einfach nur eisig. Ich setzte sogar wieder freiwillig die Maske auf, zusammen mit der Schlafmaske war so zumindest mein Gesicht warm.
Gegen sieben machten wir einen kurzen Stopp, wo man für knapp 2€ gefärbtes heißes Wasser kaufen konnte. Aber es war heiß… Danach wurde es auch im Bus etwas angenehmer, allein schon, weil die Sonne rauskam. Die Straße ging quasi schnurgerade Richtung Süden und Sudan und war in erstaunlich gutem Zustand. Rechts und links war nichts außer Sand und Strommasten, die den Strom vom Staudamm im Assuan überall hinbringen, wo es Menschen gibt.
Gegen halb 9 hatten wir es dann endlich geschafft und kamen an den Tempeln in Abu Simbel an. Der Parkplatz war schon gut gefüllt und das Ticket mit 250 Pfund nochmal etwas teurer als die Pyramiden. Aber zumindest waren die hier echt aufdringlichen Verkäufer ausgesperrt.
Es ist einfach nur überwältigend und unglaublich, was die hierher gebaut haben. Wobei, streng genommen, haben sie es gar nicht hierher gebaut, sondern einige Meter tiefer am Ufer des Nils. Über die Jahrtausende ist dann alles unter Sand verschwunden, erst Anfang des 19. Jahrhundert entdeckte man es wieder, da kuckte nur noch der linke obere Kopf aus dem Sand. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie viele Tempelanlagen wohl noch irgendwo vergraben liegen.
1960 startete die ägyptische Regierung
dann mit dem Bau des Staudamms in Aswan und für die Unesco begann ein Wettlauf
gegen die Zeit. Doch man schaffte es, der Tempel wurde in Einzelteile
transportiert und gut 60m höher wieder aufgebaut, bevor der Staudamm fertig
wurde und somit der Nasser Lake entstand (der ist fast 500km lang). Verrückt,
die hätten das Ding echt geflutet! Und damit auf Millionen an Touristen und
Euros verzichtet! Der Berg, in dem der Tempel steckt, ist übrigens künstlich
mit ziemlich viel Beton angelegt und somit der perfekte Schutz für den Tempel
selbst.
Wir knipsten einiges an
Bildern außen, dann ging’s nach innen. Schon wieder lächerlich, Fotografieren
mit Handy ist voll ok, für Kameras braucht man ein extra Ticket… Irgendwie sind
die in der Zeit etwas stehen geblieben. Also blieb die Kamera eben aus und die
Bilder innen wurden mit dem Handy gemacht. Auch egal, war eh nicht einfach, was
ohne viele Menschen zu fotografieren.
Nach diesem Tempel gings dann
noch in den etwas kleineren nebenan von Neferate, Ramses Ehefrau. Innen war für
mich aber kaum ein Unterschied zu erkennen.
Nachdem ich alles gesehen
hatte, lief ich wieder in Richtung Parkplatz zurück, um halb 11 sollten wir
abfahren. Und dann bekam ich – zum Glück noch rechtzeitig – einen ziemlichen
Schock. Als ich nämlich meine Hosenbeine wieder anbauen wollte, war nur noch
eines da. Scheiße! Ich sagte schnell unserem Fahrer bescheid und begab mich auf
einen kleinen Sprint zurück. Und ich hatte Glück, ich hatte das zweite Bein
dort verloren, wo ich einen Blick in den Lonely Planet geworfen hatte und
konnte zügig zurück sprinten. Und klar, ich war trotzdem nicht die letzte. 20
Minuten nach Abfahrt kamen noch welche angeschlendert und sich keiner Schuld bewusst…
Auf der Rückfahrt kuckte ich teils
aus dem Fenster, teils döste ich vor mich hin. Wir hielten am selben Punkt wie
auf der Herfahrt, dieses Mal brauchte ich kein heißes Wasser. Auf der anderen
Seite gab es dafür eine Fata Morgana oder sowas ähnliches. Es sah aus, als ob
die Wüste unter Wasser stünde. Leider nicht erkennbar auf dem Foto.
Um zwei, halb 3 waren wir dann
wieder zurück. Sean kannte ein gutes Restaurant nahe des Bahnhofes, somit
stiegen wir dort in der Nähe aus. Ich hatte gar nicht so viel Hunger, da ich
meine ganzen Snacks gefuttert hatte, deshalb gabs nur Baba Ganoush, Salat und
Saft. Dann fuhren wir mit dem Microbus zurück, dieses Mal wollte uns der Fahrer
aber voll abzocken. Hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich den Preis kenne. Statt
2 Pfund, also etwa 10 Cent wollte er 1 Dollar pro Person. Hat er aber nicht
bekommen. Hat dann noch etwas rumgeschimpft, aber wir kamen ans Ziel.
Mit der Fähre gings zurück und ins Hostel, inzwischen war es nach vier. Ich setzte mich auf die Dachterrasse, bestellte einen türkischen Kaffee und genoss die Abendsonne.
Dummerweise geht sie aber genau hinter dem einzigen höheren Haus nebenan unter. Danach wurde es kalt und die Moskitos kamen. Ich saß noch eine Weile oben, quatschte mit ein paar anderen und schrieb den Blog. Jetzt ist es dreiviertel 7 und ich werde mal Duschen gehen und moskitofeste Socken anziehen.
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