28.12.21 - Daytrip nach Iskanderia

Heute Nacht hab ich ziemlich gut geschlafen, war aber wieder um Viertel 7 wach. Ich blieb noch bis 7 liegen, dann stand ich auf, machte mich fertig und war wenige Minuten später unterwegs zur Metro. Um diese Zeit konnte man die Straße auch noch ohne Lebensgefahr überqueren.
Mit der Metro ging es drei Stationen nach Norden zum Bahnhof. Da ich die Logik nicht ganz verstanden, warum Ausländer kein Ticket am Schalter bekommen sollten, versuchte ich es einfach. Und siehe da: es ging und zwar völlig problemlos! Iskanderia sagen, 2. Klasse, Geld hinlegen, Ticket nehmen, fertig! Und das Ganze ohne anstehen. 
Mit dem Ticket ging's in den Bahnhof, wo mir ein freundlicher Herr gleich den richtigen Bahnsteig zeigte. Zunächst aber musste ich noch einen Kaffee und was zum Frühstück besorgen, bevor es zum Zug ging.
Dort wurde ich dann auch direkt zu meinem Sitzplatz geleitet, der kurz mit irgendwas eingesprüht wurde. Naja, eine Reinigung der Tische und Wände wäre deutlich sinnvoller. Aber mit Hygiene haben die es hier nicht so, egal ob mit oder ohne Corona. Selbst Händewaschen wird völlig überbewertet. 🙈
Mit ein paar Minuten Verspätung fuhr der Zug kurz nach acht los. Die Fahrt erinnerte mich extrem an Indien, nur dass der Zug eher leer war. Der Blick aus dem Fenster war dafür umso indischer. Menschen, Häuser und Müll prägten das Bild entlang der Schienen. Vor allem Müll, da kann ja fast Indien nochwas von lernen 😥 Sah teils fast so aus, als ob der Müll einfach direkt aus dem Fenster geworfen wird und dann hinterm Haus liegen bleibt.


Der Zug hatte auch eine recht indische Geschwindigkeit. Angeblich sollten wir ja um halb 11 ankommen, doch mit dem Tempo konnte das nichts werden. Und dabei war es der Speed Train... Er hielt zwar kaum an einem Bahnhof, blieb aber ständig im Nirgendwo stehen. Ich verbrachte die Zeit mit kucken und Reisepodcast hören. Es war dann fast dreiviertel 12, als wir endlich am Ziel waren.
Der Zug spuckte mich im schönen Bahnhof in Iskanderia aus, wie Alexandria hier heißt. 


Draußen erwartete mich dass blanke Chaos, ich verwarf meinen Uber Plan, hier würde ich weder das Auto finden noch würden wir damit dann wirklich fahren. Also lief ich ein kleines Stück weiter, bevor ich die Suche startete. Und auch hier fuhr der Typ erstmal an mir vorbei. Irgendwann saß ich dann doch noch drin und die Fahrt ging los in Richtung Nordwesten. Ich ließ mich an der Küste absetzen und erreichte nach wenigen Metern zu Fuß das Mittelmeer. Ein Hauch von Strand war dort auch dabei.


Auf dem Weg zurück zur Straße würde es dann noch indischer, ein Dejavu, das ich so nicht brauchte, denn ein paar Straßenhunde kamen knurrend auf mich zu gerannt. Die ließen sich nicht mal mit Steinen richtig vertreiben, aber schließlich rannte ich schneller und kam zurück zur Straße. Dort lagen nur noch Katzen ein, wie hier fast überall. Mit denen kann ich umgehen!
Ich lief ein Stück die Straße lang, kam quasi direkt durch den Fischmarkt und lief dann zur Qaitbey Zitadelle. Dort gab's eine Tüte Erdnüsse von einem netten Straßenverkäufer. Dann ging's in die Zitadelle. Die steht genau dort, wo früher eines der sieben Weltwunder gestanden hatte: der Leuchtturm von Pharos. Davon sind heute nur noch ein paar Steine übrig und die sind in der Zitadelle verbaut. 


War auf jeden Fall ganz nett und man hatte einen schönen Blick über den fast kreisrunden Hafen und die Stadt.


Diesen Hafen ging es dann entlang auf die andere Seite. Luftlinie direkt ums Eck, zu Fuß aber fast fünf Kilometer. Aber schön zum Laufen, direkt am Wasser, fast wie der Malecón in Habana. Nur deutlich schmutziger, Müll über Müll. Aber auch hier nur nette Leute, die freundlich lächelten oder mich ansprachen. 


Unterwegs kaufte ich mir einen türkischen Kaffee bei einer netten älteren Dame, den ich auf der Mauer trank. Den Becher entsorgte ich dann - mangels Alternative - wie alle anderen und das schlechte Gewissen schlug direkt zurück: der Becher fiel einen Meter nach unten auf einen Haufen Müll, der Kaffeesatz kam postwendend zurück geschwappt und verteilte sich gleichmäßig über meinen Arm und ein Stück Hose 😂 Ok, ja, ich mach's nie wieder! Aber es gibt hier echt nicht einen Mülleimer und ich kann ja schlecht den Kaffeesatz spazieren tragen...


Am anderen Ende der Bucht erwartete mich dann das zweite Highlight, die berühmte Bibliothek von Alexandria. Oder deren Neubau, das Original ist ja leider völlig abgebrannt. Ehrlich gesagt, hier hatte ich mit deutlich mehr erwartet. Der größte Teil war abgesperrt, an die Bücherregale kam man nicht ran. Und der Teil, der mich total interessiert hätte, nämlich die Kinderbücherei, durfte ich nicht betreten, weil ich zu alt war 😥 Dabei sind das doch genau die Bücher, die ich gerne lese!




Wieder draußen wollte ich in ein Café direkt am Wasser, leider lag es aber schon komplett im Schatten. Da ich inzwischen wirklich Hunger hatte, was richtiges gab's heute noch nicht, lief ich dann zu einem Tipp aus dem Lonely Planet, perfekt auf dem Rückweg zum Bahnhof. Dort aß ich das Zeugs von gestern in herzhaft. Hier nannte man es Oriental Pie. Gefüllt mit Käse und Gemüse und gut sättigend.
Da es nicht mehr viel spannendes zu sehen hab, lief ich zurück Richtung Bahnhof, unterwegs gab's noch ein Foto von römischen Theater. Kurz nach halb fünf war ich am Bahnhof, gut dass ich das mit dem online Buchen vercheckt hatte, sonst hätte ich vermutlich erst für später gebucht. Auch hier konnte ich Europäer problemlos ein Ticket kaufen, sogar nochmal deutlich günstiger als herwärts, nicht mal fünf Euro zahlte ich.
Irgendwie fragte ich mich zum richtigen Gleis durch und wurde wieder in den Zug gesetzt. Mit etwas Verspätung starteten wir, jetzt deutlich voller als heute früh. Ich nutzte die Zeit zunächst mal zum Blog schreiben, geht zur Not auch per Handy. Zu sehen gibt's nix mehr, pünktlich um fünf geht die Sonne unter.
Die Zugverspätung von heute früh war wohl keine Ausnahme. Fast vier Stunden statt den angekündigten zweieinhalb… Wieso man da nicht gleich eine spätere Ankunftszeit angibt, wenn man die Zeit eh nie einhält…
Also war es neun bis ich zurück war. Dann zielstrebig zur Metro und zurück zum Hostel. Dort gings erstmal in die Dusche, bevor der Blog vollendet wurde. Jetzt ist es gleich halb 11 und die letzte Nacht in Kairo bricht an. 

Morgen schaue ich mir dann noch das berühmte Museum an und fahre vielleicht nochmal ins islamische Viertel. Abends wird es keinen Blog geben, denn den schreibe ich im Nachtzug nach Assuan. Wird also erst dort hochgeladen...

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